Woran können wir uns erinnern?
Veröffentlicht am 26.06.25

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Das Phänomen der infantilen Amnesie ist zwar bekannt, dessen Ursachen sind jedoch bis heute wenig erforscht. Es beschreibt den Umstand, dass wir uns nicht an Erlebtes vor unserem zweiten Geburtstag erinnern können. Ein amerikanisches Forscherinnen*team der Columbia University wollte nun etwas mehr Klarheit ins Dunkel des kindlichen Gedächtnisses bringen. Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersuchten sie 26 Kinder im Alter zwischen vier Monaten und zwei Jahren. Sie zeigten ihnen bisher unbekannte Bilder. Nach kurzer Zeit bekamen die Probandinnen* die Bilder wieder zu sehen, gepaart mit neuen Motiven. Wenn die Aufmerksamkeit beim bereits bekannten Bild verblieb, so galt dies als Hinweis auf erhöhte Aktivität des Hippocampus, der Hirnregion, die für die Übertragung vom Kurz- auf das Langzeitgedächtnis zuständig ist. Im Ergebnis der Studie war nur bei Kindern ab einem Jahr diese erhöhte Aktivität nachweisbar. Die Forschenden schließen daraus, dass ab diesem Alter das Speichern von Erinnerungen möglich ist. Man vermutet, dass diese Erinnerungen zwar im Gedächtnis vorhanden, aber nicht abrufbar sind. Infantile Amnesie wäre demnach kein Speicherproblem, sondern entsteht womöglich in nachgelagerten Prozessen. Die Aussagekraft ist jedoch aufgrund der kleinen Stichprobe begrenzt. Dennoch liefert die Untersuchung Anhaltspunkte dafür, dass uns bereits früheste Erlebnisse und daher eine glückliche Kindheit nie zu früh beginnen kann.
Quelle: Science