Umsatz der Formula-Industrie steigt
Veröffentlicht am 17.03.23

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Die Vorteile des Stillens sind unter Hebammen unbestritten. Zu den positiven Auswirkungen für das Kind zählen verringerte Risiken für späteres Übergewicht, Diabetes, Zahnfehlstellungen, SIDS sowie ein besser ausgestattetes Immunsystem. Die Mutter profitiert ebenfalls vom Stillen, sie erkrankt seltener an Eierstock-, Brustkrebs oder Herzinfarkt. Stillen ist aktive Prävention und kann enorme Folgekosten für das Gesundheitswesen vermeiden. Darüber hinaus ist es ressourcenschonend, da die Umwelt weder durch Produktion noch durch Verpackung oder Transport belastet wird. Trotz all dieser Vorteile stillen weltweit immer weniger Mütter ihre Kinder. Zu diesem Schluss kommt ein dreiteiliges Review unter Beteiligung der WHO. Weniger als die Hälfte aller Säuglinge erhalten Muttermilch. Dagegen steigt der Umsatz der Formula-Industrie an auf 55 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Diese ist aus Sicht der Autorinnen* nicht unbeteiligt an der Entwicklung. So werden normale Verhaltensweisen wie Weinen oder unruhiger Nachtschlaf als problematisch dargestellt und künstliche Säuglingsnahrung als nebenwirkungsfreie Alternativen angepriesen. Mit derlei aggressivem Marketing trage man vor allem zur Verunsicherung der Mütter bei. Daher fordern die Autorinnen*, dass Informationen zu Säuglingsnahrung ausschließlich aus unabhängigen Quellen stammen müsse ohne Verbindungen zu Herstellerfirmen. Bereits 1981 hat die WHO einen Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten erlassen. Dieser wird bisher nur auf freiwilliger Basis angewandt (so auch vom Deutschen Hebammenverband und dem Hebammenforum). Das ist zu wenig, urteilen die Studienautorinnen* der Review-Serie. In Deutschland gilt seit einem Jahr die EU-Verordnung für Säuglings- und Folgenahrung, deren Grundlage der WHO-Kodex ist.
Quelle: Science Media Center